Unverantwortliche Raser

Amateurin? Stimmt. Dann berichte ich eben einmal aus der Sicht einer Amateurin, was aber eine ernste Sache ist... Ungefähr bis auf den Urnerboden war dem Fahrer die Strecke live bekannt. Danach kam Theorie. Ich brauche auch meinen Auslauf. So habe ich kurzentschlossen das Ämtli der Teilstreckenvorfahrerin kreiert. Ohne Begleitfahrzeug, ohne Wasserträger, ohne begeisterte, aufmunternde Zurufe und ohne Tenuewechsel auf dem Gipfel - ich absolviere schliesslich nur einen Teil von dem, was der Siegfahrer leistet - versuche ich herauszufinden, was den Fahrer am nächsten Tag auf den ersten paar Kilometern erwartet.

Wir sind nicht allein auf der Strasse.

Rennfahrer sind taub

So bin ich in Andermatt das erste Teilstück den Furka hinaufgefahren und von Martigny aus wollte ich eigentlich ein Stück weit den Grossen St. Bernhard hinauftrampeln. Angesicht der stark befahrenen, zum Teil dreispurigen Strasse und der vielen Lastwagen habe ich es dann aber unterlassen und kletterte den Forclaz hoch, von wo aus ich wunderbar ins Tal hinunter und die ersten paar Kilometer des Grossen St. Bernhard überschauen konnte.

 

Bei aller Liebe, die man für’s ferderleicht schnittige Rennrad empfinden kann, es gibt da einen Punkt, der ein bisschen Schatten über diese edle Liebe wirft. Und hier spreche ich offenbar als vollblutige Amateurin, denn die Profis sehen das überhaupt nicht so. Für die scheint dies nicht der Rede wert zu sein. Ich aber mache mir genau da die grössten Sorgen. Ob André auf dem Gipfel verschwitzt ankommt oder ob er seine anvisierte Zeitlimite erreicht, ist mir eigentlich ziemlich egal. Aber die Gefahren die auf diesen stark befahrenen Strassen lauern, da er mit dem Rennrad nicht auf Velowege und Seitenstrassen ausweichen kann, den Abgasen und dem Lärm denen er sich dadurch stundenlang aussetzt, das ist es, was mir persönlich am meisten Sorgen bereitet. Ausserdem fährt er mit Musikknöpfen in den Ohren, in meinen Augen ein sehr fahrlässiges Unterfangen. Ein Thema das ich schon öfters versucht habe anzusprechen. Keine Chance auf Gehör...

 

Laut Directeur sportif wird in Frankreich eh alles ganz anders aussehen. Dort seien die Passstrassen nur schwach befahren und darum seien sie auch in einem schlechten Zustand, so dass der Fahrer vor allem mit den schlechten Strassenbelägen zu kämpfen habe. Das soll viel gefährlicher sein, als vorbeidonnernde Lastwagen. Ich bin die Amateurin, die Profis sind die anderen. Sie werden es wissen.